S A C H S T A N D :
Anregung vom 09.04.2013, OA 365 entstanden aus Vorlage:
OF 140/13 vom
09.04.2013 Betreff: Keine Trabantenstadt im Frankfurter Norden
Dörfliche Strukturen erhalten und nachhaltig ausbauen Aus den Medien mussten die
Bürgerinnen und Bürger Nieder-Erlenbachs und der Ortsbeirat erfahren, dass
Oberbürgermeister Peter Feldmann zusammen mit der SPD einen neuen Stadtteil im
Frankfurter Norden zwischen Nieder-Erlenbach, Harheim und Nieder-Eschbach
plant. Ziel dieses Projektes soll die zügige Schaffung von billigem Wohnraum
für 16.000 Bürger sein. Dies vorausgeschickt, möge die
Stadtverordnetenversammlung beschließen: Der Magistrat wird aufgefordert, diese angedachte
Bebauung nicht weiter zu verfolgen. Begründung: Der von Oberbürgermeister Peter Feldmann
unterbreitete Vorschlag ist ein Rückfall in die sozialdemokratische
Wohnungsbaupolitik der Siebzigerjahre. Auch damals wurden vielerorts schnell
billige Wohnsilos hochgezogen. Da man wie im vorliegenden Fall keinerlei
Rücksicht auf vorhandene soziale, dörfliche Strukturen nahm, kämpft man dort
heute noch mit den Folgen. Gerade das nördliche Frankfurter Stadtgebiet ist
gekennzeichnet durch stabile dörfliche und soziale Strukturen, die es zu
erhalten und auch auszubauen gilt. Ein solches Bauprojekt aber würde dort
einschlagen wie eine Bombe und alles zerstören. Eine derartige Trabantenstadt
ohne gewachsene Anbindung an die umliegenden Stadtteile und den Stadtkern würde
ein Fremdkörper in einer über Jahrhunderte gewachsenen Landschaft sein. Äußerst problematisch ist die Verkehrserschließung
des vorgeschlagenen Projektes. In diesem Zusammenhang wird auf die angeblich
für die Verkehrserschließung geeignete Umgehungsstraße von Nieder-Erlenbach (L
3008) hingewiesen. Als einzige Zufahrt ist sie von ihrer Kapazität schon jetzt
nicht mehr ausreichend. Nicht umsonst ist letztes Jahr den Anträgen der
nördlichen Stadtteile entsprochen worden, eine neue Verkehrszählung und eine
neue Nordkonferenz zum Thema Verkehr mit den Ortsbeiräten durchzuführen. Die
vorhandenen Verkehrszahlen sind veraltet und als Basis zur Einschätzung der
nördlichen Verkehrserschließung ungeeignet. Außerdem führt die L 3008 im Norden
nach Bad Homburg und im Süden nach Bad Vilbel. Die Entwicklungsplanungen beider
Kreise müssen einbezogen werden, denn der zu erwartende Bau eines
Segmüller-Marktes mit einer Verkaufsfläche von 45.000 Quadratmetern im
Gewerbegebiet Quellenpark auf der Bad Vilbeler Seite wird insbesondere auf der
B 3a und der L 3008 zu riesigen Verkehrsproblemen führen. Die Anbindungen Richtung Nieder-Eschbach und Bonames
führen über den Erlenbacher Stadtweg und die Niedereschbacher Straße direkt in
die alten Ortskerne von Nieder-Eschbach und Bonames; alle bisher erreichten und
für die Zukunft geplanten Verkehrsberuhigungsmaßnahmen würden durch diesen
neuen Stadtteil gegenstandslos. Eine Abzweigung der U 2 zwischen Bonames
und Nieder-Eschbach zur Erschließung des Stadtteils ist wegen der jetzt schon
ausgereizten Kapazität der Gleise wenig sinnvoll und würde zudem kilometerweit
mit einem Brückenbauwerk das Eschbachtal überspannen müssen. Wie eine Anbindung
an das Autobahnnetz in den Süden erfolgen könnte, bleibt völlig
unberücksichtigt.
Der Ortsbeirat Nieder-Erlenbach
ist sich durchaus bewusst, dass auch in Nieder-Erlenbach zusätzlicher Wohnraum
geschaffen werden muss. Dazu wurde das am Westrand von Nieder-Erlenbach
ursprünglich geplante Mischgebiet in ein Wohngebiet umgewandelt. Derzeit läuft
dort das Umlegungsverfahren und erste Erschließungsmaßnahmen. Am Nordrand von
Nieder-Erlenbach neben dem neuen Friedhof liegt eine Wohnbauvorratsfläche, für
die gerne zügig ein Bebauungsplan erarbeitet werden kann, der allerdings den
Platz für eine dringend notwendige Sporthalle enthalten sollte. Diese Erweiterungsmaßnahmen wurden über Jahre hinweg
glaubhaft gegenüber den Bürgern kommuniziert und sind bei den Bewohnerinnen und
Bewohnern Nieder-Erlenbachs Konsens. Diese behutsame Weiterentwicklung der
Ortsränder ist für die ländlichen Stadtteile im Frankfurter Norden eher
sinnvoll, sie werden im Falle Nieder-Erlenbachs nach Umsetzung auch dazu
führen, dass sich der Stadtteil in einem Zeitraum von 30 Jahren von 3.000 auf
6.000 Einwohner verdoppeln wird. Aber trotz dieser Entwicklung sind die
sozialen Strukturen in Nieder-Erlenbach erhalten geblieben, junge Familien mit
Kindern ziehen gerne dorthin und finden mithilfe einer intakten Vereinsstruktur
sofort Anschluss. Dies sollte nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden.
An dieser Stelle stellt sich die Frage, ob sich
Oberbürgermeister Peter Feldmann, das Oberhaupt aller Frankfurter und
gleichermaßen zuständig für alle Stadtteile Frankfurts gleichermaßen, darüber
im Klaren war, was es bedeutet, wenn sich das Stadtoberhaupt so frühzeitig,
eindeutig und aus seiner Sicht offenbar so alternativlos in so einer wichtigen
Frage für nur einen Standort im gesamten Stadtgebiet ausspricht. Die
Standortsuche für Bauflächen hat ergebnisoffen zu sein, und durch seine
Frühfestlegung lässt es der Oberbürgermeister an der eigentlich zu erwartenden
Neutralität fehlen. Dadurch drängt sich der Eindruck auf, als wolle
Oberbürgermeister Peter Feldmann die Stadtteile abstrafen, die ihn am wenigsten
gewählt haben.
Für die Landwirtschaft im
Frankfurter Norden käme die geplante Trabantenstadt einer Katastrophe gleich.
Für dieses Projekt werden schätzungsweise 300 Hektar benötigt, denn zusätzlich
zu der überbauten Fläche muss man naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen und
die Maßnahmen der Verkehrserschließung zählen. Gerade in den drei genannten
Stadtteilen befindet sich der größte Teil der landwirtschaftlichen
Vollerwerbsbetriebe Frankfurts, insgesamt sind etwa 25 Höfe betroffen. Diese
Betriebe erzeugen Getreide, Gemüse, Grüne Soße-Kräuter et cetera und vermarkten
ihre Produkte in der Region, über Hofläden, das Frischezentrum, die Frankfurter
Mühle, Metzgereien et cetera. Diese Bauernhöfe sind untrennbar mit der
dörflichen Struktur der Stadtteile verbunden und gehören dort zum Kulturgut.
Wenn die Ackerflächen wegfallen würden, müssten viele Betriebe aufgeben.
Verschlimmernd kommt hinzu, dass diese Vollerwerbsbetriebe auch Strukturen für
die anderen Betriebe in der Stadt bilden, da die Landwirtschaft über den
Austausch von Dienstleistungen (zum Beispiel Lohndrusch) oder
Maschinengemeinschaften eng vernetzt ist. Fallen diese Strukturen weg, bekommen
auch die dann übrig bleibenden landwirtschaftlichen Betriebe Probleme, ihre
Produktion zu organisieren. Die Landwirtschaft und die Selbstversorgung
Frankfurts sinkt dadurch unter eine bestimmte kritische Masse. Darüber hinaus erfüllen die landwirtschaftlichen
Flächen auch mehrere wichtige gesundheitsfördernde Erholungsfunktionen für die
Stadtbevölkerung, die ansonsten nur mit mäßigem Erfolg durch teure
Naturschutzprojekte, beispielsweise Landschaftsparks, gesichert werden könnten,
wenn überhaupt. Täglich sind in vielfältiger Weise Erholungssuchende in den
Gemarkungen unterwegs, die die Kulturlandschaft zur aktiven und passiven
Erholung nutzen. Die landwirtschaftlichen Flächen bilden zudem eine
wohlgeplante Frischluftschneise für die Frankfurter Innenstadt und haben eine
überörtliche Klimafunktion, aber auch eine Funktion für die Bevölkerung in der
Innenstadt. Sie sorgen in zunehmend heißen Sommern für ein erträgliches Klima
und damit für alle Frankfurter für eine spürbare Erhöhung der
Lebensqualität.
Oberbürgermeister Feldmann
behauptet gemeinsam mit seiner Partei, die betroffenen Ackerflächen seien
ökologisch nicht wertvoll. Dies ist so nicht korrekt. Hochertragsreiche
Ackerflächen sind weltweit knapp, ihr ökologischer Wert liegt auch darin, dass
man auf ihnen mit wenig Fläche viele Nahrungsmittel erzeugen kann. Zusätzlich
engagiert sich seit dem vergangenen Jahr die Frankfurter Landwirtschaft
gemeinsam mit der Stadt Frankfurt am Main für die Förderung der Biodiversität
in der Stadt. In die Pachtverträge mit der Stadt Frankfurt am Main und der
Stiftung Allgemeiner Almosenkasten wurde aufgenommen, dass die Bauern auf den
Flächen Maßnahmen wie zum Beispiel Lerchenfenster, Hamsterstreifen oder
Zwischenfruchtanbau vornehmen müssen. Leider bleibt zu erwarten, dass in den nächsten
Jahren und Jahrzehnten in Frankfurt Ackerflächen verloren gehen. Im Interesse
der Allgemeinheit und der nächsten Generationen ist allerdings der Umfang auf
ein Minimum zu begrenzen. Bevor man zusätzliche Flächen versiegelt, müssen alle
anderen Möglichkeiten geprüft werden. Hierzu gehören zum Beispiel die
Umwandlung von nicht mehr benötigten Industrieflächen, die Schließung von
Baulücken, Nachverdichtung, höheres Bauen in der Innenstadt oder die Umwandlung
von leer stehendem Büroraum in Wohnraum. Mit der Bebauung von Ackerland macht man es sich
sehr einfach, denn es gibt keine teuren Altlasten zu entsorgen, keine Nachbarn
zu berücksichtigen und man kann wegen zusammenliegender Großareale wunderbar
planen. Mit nachhaltiger Stadtpolitik haben solche Großprojekte wenig zu tun.
Die Vergangenheit hat deutlich gezeigt, dass solche Satellitenstadt-Projekte am
Stadtrand Infrastruktur- und Sozialprobleme mit sich bringen, die nicht
hinreichend beachtet wurden. Ihre Nachbesserung verursacht nachträglich immense
Kosten, die über Jahrzehnte die Stadtentwicklung beeinträchtigen und doch nie
den Status an Lebensqualität einer Stadt erreichen, die umsichtig
weiterentwickelt wurde. Es wird daher an dieser Stelle dringend darauf
verwiesen, den wesentlichen Grundsatz der Stadtentwicklung zu berücksichtigen:
Innenentwicklung geht vor Außenentwicklung! Antragstellender
Ortsbeirat:
Ortsbeirat 13 Vertraulichkeit: Nein Zuständige Ausschüsse:
Ausschuss für
Planung, Bau und Wohnungsbau Versandpaket: 17.04.2013 Beratungsergebnisse: 20. Sitzung des
Ausschusses für Planung, Bau und Wohnungsbau am 27.05.2013, TO I, TOP
37 Bericht: TO II Die
Stadtverordnetenversammlung wolle beschließen: Der Vorlage OA
365 wird in der vorgelegten Fassung zugestimmt.
Abstimmung:
CDU, GRÜNE, LINKE., FREIE WÄHLER und RÖMER gegen SPD (=
Ablehnung) sowie FDP (= vereinfachtes Verfahren) und Piraten (= Prüfung und
Berichterstattung)
Sonstige Voten/Protokollerklärung:
ÖkoLinX-ARL und NPD (= Annahme) 22. Sitzung der
Stadtverordnetenversammlung am 06.06.2013, TO II, TOP 36 Beschluss: Der Vorlage OA
365 wird in der vorgelegten Fassung zugestimmt.
Abstimmung:
CDU, GRÜNE, LINKE., FREIE WÄHLER, RÖMER, ÖkoLinX-ARL und
NPD gegen SPD (= Ablehnung) sowie FDP (= vereinfachtes Verfahren) und Piraten
(= Prüfung und Berichterstattung) Beschlussausfertigung(en):
§ 3250, 22. Sitzung
der Stadtverordnetenversammlung vom 06.06.2013 Aktenzeichen: 61 0
Vorlagentyp: OA
ID: OA_365_2013
Erstellt: 09.04.2013
Aktualisiert: 09.07.2013
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