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Benennung des künftigen Eingangsplatzes des Jüdischen Museums als „Bertha-Pappenheim-Platz“

Lesezeit: 5 Minuten

Bisheriger Verlauf

03.09.2018

Antrag Ortsbeirat

Benennung des künftigen Eingangsplatzes des Jüdischen Museums als „Bertha-Pappenheim-Platz“

Details im PARLIS OF_707-1_2018
18.09.2018

Initiative Ortsbeirat

Benennung des künftigen Eingangsplatzes des Jüdischen Museums als „Bertha-Pappenheim-Platz“

Details im PARLIS OI_22_2018
Partei(en):

S A C H S T A N D :

Initiative vom 18.09.2018, OI 22 entstanden aus Vorlage: OF 707/1 vom 03.09.2018

Betreff: Benennung des künftigen Eingangsplatzes des Jüdischen Museums als "Bertha-Pappenheim-Platz" Der Magistrat wird gemäß § 3 Absatz 3 Satz 2 Ziffer 1 der Geschäftsordnung der Ortsbeiräte aufgefordert, den im Entstehen begriffenen Eingangsplatz des Jüdischen Museums - ein Platz zwischen Rothschild-Palais und dem (neuen) Erweiterungsbau, der sich Richtung Untermainanlage öffnet und nunmehr den Zugang zum neuen Jüdischen Museum bilden wird - in "Bertha-Pappenheim-Platz" zu benennen und dies außerdem zur Adresse des Jüdischen Museums zu machen. Das erneuerte und nunmehr erweiterte Jüdische Museum wird durch den Umbau auch einen neuen repräsentativen Eingang erhalten. Der Zugang erfolgt über einen Platz zwischen Rothschild-Palais und Erweiterungsbau, der sich Richtung Untermainanlage hin öffnet. Bereits früh entstand unter den Mitgliedern und Verantwortlichen des Jüdischen Museums der Wunsch, diesen Platz nach einer wichtigen jüdischen Persönlichkeit aus Frankfurt zu benennen und zur neuen Adresse des Jüdischen Museums zu machen. Daher haben die handelnden Personen des Jüdischen Museums bei mehreren Gelegenheiten ihr Publikum befragt, welche Persönlichkeiten dafür infrage kommen. Mit großem Abstand zu allen anderen Personen erwies sich dabei die Sozialarbeiterin und Frauenrechtlerin Bertha Pappenheim als eindeutige Favoritin. So wurden sowohl die Besucherinnen und Besucher des Pop Up Monuments als auch die des Pop Up Boats in den vergangenen Jahren auf partizipative Art und Weise an den Themen des Jüdischen Museums beteiligt. Im letzten Jahr wurde etwa gefragt: "Wie sollte der neue Museumsvorplatz heißen?", "Welche Persönlichkeit aus Geschichte und Gegenwart würden Sie gerne näher kennenlernen?" Beide Befragungen kamen zu demselben Ergebnis: Die Besucherinnen und Besucher entschieden sich für Bertha Pappenheim. Dies ist unter anderem deshalb erstaunlich, weil die Frauen- und Sozialrechtlerin im ersten Fall gar nicht als mögliche Namensgeberin des Platzes vorgeschlagen wurde und sie sich im zweiten Fall gegen so illustre Persönlichkeiten wie Fritz Bauer und Martin Buber durchsetzen konnte. Dieses Votum wird als ein klarer Auftrag an das Museum gesehen, nämlich Bertha Pappenheim in Frankfurt, ihrem Wohn- und Wirkungsort, eben die Würdigung zukommen zu lassen, die ihr gebührt. Bertha Pappenheim (1859-1936) wurde als eine der ersten von Sigmund Freud behandelten Hysterikerinnen unter dem Pseudonym "Anna O." bekannt und war eine der wichtigsten deutschsprachigen Frauenrechtlerinnen und Sozialreformerinnen des frühen 20. Jahrhunderts. 1859 in Wien geboren, zog Bertha Pappenheim 1888 nach Frankfurt und arbeitete zunächst ehrenamtlich in verschiedenen sozialen Einrichtungen. 1904 gründete sie in Frankfurt den Jüdischen Frauenbund. Zu den Maßnahmen des Frauenbundes gehörte die Errichtung eines Mädchenwohnheims im nahe gelegenen Neu-Isenburg, um nicht ehelichen oder von Mädchenhandel und Prostitution bedrohten jüdischen Frauen Unterstützung zu bieten. Das Haus war Pappenheims Lebenswerk und wurde von ihr bis zu ihrem Tod 1936 geleitet. Die Frauenrechtlerin forderte mehr Mitspracherechte in den jüdischen Gemeinden und eine Reform der Liturgie, die eine aktive Beteiligung von Frauen am Gottesdienst ermöglichen sollte. Darüber hinaus spürte sie den weiblichen Traditionen im aschkenasischen Judentum nach und entdeckte dabei die von und für Frauen geschriebenen Texte der Frühen Neuzeit. Nach einer Vorladung bei der Geheimen Staatspolizei starb sie am 28. Mai 1936 in Neu-Isenburg. In der Sammlung des Jüdischen Museums befindet sich ein Teil des Nachlasses von Bertha Pappenheim - auch dies ist ein Grund, warum sich das Jüdische Museum gerne dafür einsetzt, ihr in Frankfurt einen sichtbaren öffentlichen Ort zu verschaffen, indem der zukünftige Museumsvorplatz in "Bertha-Pappenheim-Platz" benannt werden sollte. Bisher war Bertha Pappenheim nur mit einem kleinen Weg im Neubaugebiet Riedberg gewürdigt worden, was der Bedeutung Bertha Pappenheims in keiner Weise gerecht w ird. Dieser Weg wurde im Juni in Frida-Amram-Weg umbenannt, sodass der Benennung einer anderen Fläche nach Bertha Pappenheim nichts im Wege steht. Antragstellender Ortsbeirat: Ortsbeirat 1Versandpaket: 26.09.2018 Aktenzeichen: 62 2