Erinnerungsort für Kriegsgefangenenlager im Grüneburgpark (1943-1944) entwickeln
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Bisheriger Verlauf
25.09.2022
10.10.2022
13.01.2023
14.07.2023
Antrag Ortsbeirat
Erinnerungsort für Kriegsgefangenenlager im Grüneburgpark (1943-1944) entwickeln
Details im PARLIS OF_497-2_2022Ortsbeirat Magistratsvorlage
Erinnerungsort für Kriegsgefangenenlager im Grüneburgpark (1943-1944) entwickeln
Details im PARLIS OM_2947_2022Stellungnahme des Magistrats
Erinnerungsort für Kriegsgefangenenenlager im Grüneburgpark (1943-1944) entwickeln
Details im PARLIS ST_118_2023Stellungnahme des Magistrats
Erinnerungsort für Kriegsgefangenenenlager im Grüneburgpark (1943-1944) entwickeln
Details im PARLIS ST_1538_202325.09.2022
Antrag Ortsbeirat
Erinnerungsort für Kriegsgefangenenlager im Grüneburgpark (1943-1944) entwickeln
Details im PARLIS OF_497-2_202210.10.2022
Anregung Ortsbeirat
Erinnerungsort für Kriegsgefangenenlager im Grüneburgpark (1943-1944) entwickeln
Details im PARLIS OM_2947_202213.01.2023
Stellungnahme des Magistrats
Erinnerungsort für Kriegsgefangenenenlager im Grüneburgpark (1943-1944) entwickeln
Details im PARLIS ST_118_202314.07.2023
Stellungnahme des Magistrats
Erinnerungsort für Kriegsgefangenenenlager im Grüneburgpark (1943-1944) entwickeln
Details im PARLIS ST_1538_2023 Partei(en):
S A C H S T A N D :
Anregung an den Magistrat vom 10.10.2022, OM 2947 entstanden aus Vorlage: OF 497/2 vom 25.09.2022
Betreff: Erinnerungsort für Kriegsgefangenenlager im Grüneburgpark (1943-1944) entwickeln
Der Magistrat wird gebeten, die Geschichte des "Dulag Luft" im Grüneburgpark durch das Institut für Stadtgeschichte aufbereiten zu lassen. Im Anschluss soll dem Ortsbeirat eine passende Konzeptidee vorgeschlagen werden, um diesen Teil der Stadtgeschichte, im Rahmen der Erinnerungskultur an die Zeit des Nationalsozialismus, den heutigen Besuchern des Grüneburgparks nahezubringen. Auf dieser Grundlage will der Ortsbeirat eine geeignete Stelle im heutigen Grüneburgpark für die Umsetzung vorschlagen. Der Ortsbeirat ist bereit, sich an anfallenden Kosten zur Umsetzung einer Konzeptidee zu beteiligen. Begründung:
Derzeit findet sich auf den Ausstellungs- und Informationstafeln des Grüneburgparks keinerlei Hinweis auf den Bestand des Kriegsgefangenlagers der Luftwaffe (Dulag Luft), das sich von Anfang September 1943 bis Ende März 1944 im Grüneburgpark befand. Eine Erinnerung ist dringend geboten, da es sich bei diesem Lager um einen direkten Verstoß gegen die Genfer Konventionen zur Behandlung von Kriegsgefangenen handelte und in seiner Form in Deutschland während der Zeit des Zweiten Weltkrieges einmalig ist. Auf die direkte Anordnung Hermann Görings wurde im Frankfurter Grüneburgpark getestet, ob die Inhaftierung von Kriegsgefangenen in Metropolregionen eine Abschreckung gegenüber alliierten Bombardements sein könnte: "Ziel war es, alliierte Kriegsgefangene als Geiseln und Schutzschilde auf besonders gefährdete Städte und Rüstungsanalgen zu verteilen." (Geck 2008: Seite 161) Dadurch wurde das Risiko von Toten und Verletzten unter den Kriegsgefangenen, die unter besonderem Rechtsschutz standen, gezielt in Kauf genommen und als Kriegsstrategie zum Schutz eigener Ressourcen bspw. des angrenzenden IG-Farben-Komplexes erprobt. Die Stadt Frankfurt trifft bei diesem Vorgehen eine besondere Verantwortung: "Der zügige Bau habe nur gelingen können, weil man von Seiten der Frankfurter Behörden und nicht zuletzt des Oberbürgermeisters jede nur denkbare Unterstützung erhielt. In der Main-Metropole habe man im Dulag Luft schlicht den ,Schutzengel Frankfurts` vor drohenden Flächenbombardements gesehen." (Geck 2008: Seite 160f.) Während die deutsche Bevölkerung zunehmend aus den Metropolregionen evakuiert wurde, siedelte man das Kriegsgefangenenlager an relevanter Stelle im Innenstadtbereich an und hielt trotz Protesten des Komitees des Roten Kreuzes sowie diplomatischer Entgegnungen aus der Schweiz am Vorhaben fest. Als das Lager im Zuge der Luftangriffe vom 22. und 23. März 1944 vollständig zerstört wurde, zwei der Gefangenen zu Tode kamen und das Lager offensichtlich seinen Zweck nicht erfüllt hatte, wurden die Gefangenen evakuiert. Die Existenz des Gefangenenlagers im Grüneburgpark lässt sich wie folgt bewerten: "Die Wahl Frankfurts war ein Politikum und Vabanquespiel, das in letzter Konsequenz eine reziproke Eskalation innerhalb der deutschen und alliierten Kriegsgefangenenpolitik hätte bewirken können. ... Da dem Modell kein Erfolg beschieden war, blieb anderen Kriegsgefangenen das Schicksal, als menschlicher Schutzschild missbraucht zu werden, erspart, obzwar Hitler in der Kriegsendphase mehrfach analoge Pläne ventilierte." (Geck 2008: Seite 175) Vor diesem Hintergrund scheint eine Erinnerung am Ort des ehemaligen Gefangenlagers dem Ortsbeirat als überaus wünschenswert. Quelle: Geck, Stefan. 2008. Dulag Luft, Auswertestelle West. Vernehmungslager der Luftwaffe für westalliierte Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg. Peter Lang: Frankfurt am Main. Weitere Informationen: https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt-bombenhagel-traf-auch-das-weste nd-15177849.html Antragstellender Ortsbeirat: Ortsbeirat 2dazugehörende Vorlage: Stellungnahme des Magistrats vom 13.01.2023, ST 118 Stellungnahme des Magistrats vom 14.07.2023, ST 1538