Alljährlich führten die Griesheimer Kinder- und
Jugendeinrichtungen am Rosenmontag ihren Kinderfastnachtsumzug durch die
Straßen von Alt-Griesheim bis zum Bürgerhaus durch. Bürger und Geschäftsleute
verteilten - im Gegensatz zu den großen Umzügen - die Kamellen von außen an die
Kinder im Zug. Begleitet wurden sie von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdiensten
sowie Betreuern aus den Einrichtungen oder Eltern. Dieser Umzug ermöglichte
allen Kindern Griesheims, am Zug teilzunehmen, vor allem auch den Kindern, die
sonst nicht in den Genuss kommen, da ihre Eltern nicht zu den großen Umzügen
fahren wollen oder können. Es war eine schöne, kurze, kunterbunte Veranstaltung
der Griesheimer Kinder mit den Anwohnerinnen und Anwohnern sowie den
Geschäftsleuten in den Griesheimer Straßen, die sonst nicht dabei gewesen
wären. Das Ganze fand statt, bevor in das Bürgerhaus in Griesheim zur
Kinderfastnacht eingezogen wurde. Der Umzug verursachte kein Verkehrschaos und alle
waren zufrieden. Jetzt wird im Genehmigungsverfahren zur Durchführung der
Veranstaltung vom Veranstalter (IB-Jugendclub Griesheim) ein
Sicherheitskonzept eingefordert, das eine vollständige seitliche
Absicherung des Zuges durch mobile Fahrzeugsperren gewährleistet
(Hintergrund: Magdeburg, Volkmarsen und nun - ganz aktuell - auch
München). Ein solches Sicherheitskonzept ist vom Veranstalter - und
letztendlich nicht nur von diesem Veranstalter in Griesheim, sondern stadtweit
- unmöglich zu erbringen. Dabei handelt es sich um schweres Gerät,
dessen Ausleihe nicht nur mit sehr hohen Kosten verbunden wäre, sondern
darüber hinaus im Stadtteil Alt-Griesheim über Stunden ein
zusätzliches Verkehrschaos verursachen würde. Dies alles wegen
eines Umzuges, dessen Durchzugszeit selbst gerade einmal fünf Minuten
betrüge. Ein alternativer Umzug, der ausschließlich auf Fußwege
(z. B. dem Mainufer) ausweicht, wird von den beteiligten Vertreter*innen
der Kindereinrichtungen sowie vom Veranstalter abgelehnt, da dies den
Kinderfastnachtsumzug seines Wesenscharakters, wie zuvor aufgeführt, berauben
würde. Außerdem wäre es auch dort, wenn man die Sicherheitsvorkehrungen
so hoch ansiedeln möchte, nicht sicher, da auch dort Anschläge auf die Gruppe
verübt werden könnten und auch dort hohe Sicherheitsvorkehrungen vorgenommen
werden müssten, um sicherzustellen, dass kein Kind in den Main fällt. Es ist nachvollziehbar, dass Sicherheit höchste
Priorität hat. Wie die Veranstalter richtig darlegen, darf es andererseits aber
nicht so sein, dass in der Konsequenz dieser Sicherheitslogik unsere
Gesellschaft in Zukunft sich selbst einer Vielzahl von Veranstaltungen beraubt.
Stadtteilfeste, Kulturfeste, Kinderfeste oder Umzüge bereichern unsere
freiheitliche Gesellschaft und werden nur allzu oft von Vereinen, sozialen
Trägern oder privaten Ehrenamtlichen organisiert, die niemals in der Lage
sein werden, solch hohe Sicherheitsanforderungen zu erfüllen. Es kann
dann - wenn überhaupt - nur noch kommerziell ausgerichtete Veranstaltungen,
insbesondere auch im öffentlichen Raum, geben, die vielen Menschen in Frankfurt
nicht mehr zugänglich wären, und das kann nicht das Interesse der Stadt
Frankfurt sein.
Wie die Veranstalter in ihrem
offenen Brief weiter richtig ausführen, bedeuten diese hohen Auflagen das Ende
für den Griesheimer Kinderfastnachtsumzug mit einer mittlerweile
23-jährigen Tradition. Den Kindern, die zukünftig diese Umzüge nicht mehr
erleben, wird eine weitere schöne Erinnerung aus ihrer Kindheit genommen. Es
wäre ein Armutszeugnis unserer freiheitlichen Gesellschaft, wenn die
Absage solcher Feste und Umzüge die gezogene Konsequenz aus den
Amokfahrten und Anschlägen von Magdeburg bzw. München wäre.
Die Leidtragenden sind dann nicht nur die Kinder, sondern auch das bunte
kulturelle Zusammenleben, die Freiheit und nicht zuletzt auch die Demokratie.